016 - Man muss sich nur trauen by Renate Bergmann

016 - Man muss sich nur trauen by Renate Bergmann

Autor:Renate Bergmann [Bergmann, Renate]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783843726924
Herausgeber: Ullstein eBooks
veröffentlicht: 2022-03-02T00:00:00+00:00


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Auf dem Büchlein stand »Unser Hochzeitsplaner – Der Countdown zum Glück«. Ich rückte die Brille zurecht und las noch mal, aber es blieb dabei.

»Der Countdown zum Glück«.

Was für ein selten dämlicher Titel. Was sollte das denn bedeuten? Etwa, dass man erst ab dem Tag glücklich ist, ab dem man verheiratet ist? Wäre man nicht glücklich, würde man doch nicht heiraten wollen! Wir leben schließlich nicht mehr im 18. Jahrhundert, meine Güte. Ich war von Anfang an skeptisch, ob wir so etwas brauchten. Wenn man nicht komplett verknödelt ist und eine Fachfrau wie mich dabeihat, schafft man das schon. Wann auch immer ich einen Mann vor den Altar geschleift habe: Nie hat einer die Ringe vergessen oder hatten wir zu wenig Braten!

Zunächst standen da ein paar Seiten zum Thema »Heiraten in der Kirche«. Da ging es darum, ob man Standesamt und Kirche an einem Tag abhandelt oder lieber an zwei. Das machen ja manche, die fahren erst im ganz kleinen Kreis zum Standesamt und lassen sich zusammenschreiben, ohne Festkleid und Schischi, das ist nur ein Verwaltungsakt. Zu Haus rüschen sie sich dann auf und spielen Prinz und Prinzessin in der Kirche, mit Kutsche und langer Schleppe und allem Drum und Dran. Diese Seiten konnten wir aber überblättern, denn eine kirchliche Trauung spielte für Gertrud und Gunter keine Rolle. Gertrud geht nicht mal Weihnachten in die Kirche, denken Se sich das nur. Sie hat am Heiligen Abend Geburtstag und eigentlich immer »großen Hans«, weil die Familie kommt und sie backt und kocht, da ist wirklich keine Zeit für sie, zur Christmesse zu gehen. Das wird für mich als Freundin manchmal schon knapp mit der Zeit, aber wenn es irgend geht, lasse ich mir das nicht entgehen. Gertrud ist wohl getauft, wie es sich gehört, und zahlt auch ihre Kirchensteuer, aber sie wohnt das nicht ab im Gotteshaus. Ein-, zweimal im Jahr kommt sie mit, wenn ich am Sonntag zur Andacht gehe, aber der neue Pfarrer kennt sie nicht mal mit Namen. Pfarrer Weichbrot damals, der hatte sie ab und an besucht und ihr ins Gewissen geredet, dass sie sich hin und wieder blicken lassen soll, aber seit wir Frau Pfarrerin Junge-Römer haben, ist eh alles anders. Die fährt Motorrad und trägt Nietenhosen unter ihrem Talar, denken Se sich das mal. Das hat es früher auch nicht gegeben! Na ja, aber ihre Predigten sind immer recht nett, und sie kümmert sich viel um die jungen Leute. Sie bietet Basteln und Singen an. Da gab es sogar schon Ärger mit Frau Schlode, der sie ein paar Kinder abspenstig gemacht hat. Wissen Se, ich kann das gut verstehen, wenn die Kinder lieber bei der Motorradbraut singen, und wichtig ist auch nur, dass jemand sich um die kleinen Rüben kümmert, aber spaßig war das schon. Frau Schlode hat sofort angefangen, Schokoladenkuchen zu backen, und in ihrer Flötengruppe versprochen, dass es jetzt immer einen Kuchen gibt, wenn ein Kind ein anderes Kind neu mitbringt zum Blasen. Die Junge-Römer hielt mit Gummibärchen dagegen. Unsere Lisbeth, was



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